Wieder einmal erreichte uns in der Onlinepolsterei ein Auftrag der besonderen Art. Eine junge Kundin hatte vier alte Stühle, deren Rahmen zwar noch sehr gut intakt waren, vom Look her aber völlig aus der Zeit gefallen schienen. Zum Glück erkannte die Kundin das Potential der Stühle. Echte Einzelstücke sollten es werden – im wahrsten Sinne des Wortes, denn für jedes Stück wurde ein anderer Bezug vorgesehen, der die Stühle aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken sollte.

Als die Sessel bei uns in der Werkstatt ankamen, konnten wir uns selbst ein Bild vom Zustand der einzelnen Sitzmöbel machen. Natürlich hatten die Rahmen einige Gebrauchsspuren, doch das verlieh ihnen einen ganz eigenen Charme.

Als wir den alten Stoff von den Sitzflächen und Rückenlehnen entfernt hatten, zeichnete das Innenleben ein ganz anderes Bild. Dass von der Polsterung alter Möbelstücke meist nichts mehr zu retten ist, versteht sich von selbst. Nach jahre- oftmals sogar jahrzehntelangem Gebrauch ist der Schaumstoff durchgesessen und hat seine Schuldigkeit getan.

Leider waren bei diesen Stühlen jedoch auch die Federn nicht mehr zu gebrauchen und mussten entfernt werden. Wir entschieden uns dazu, bei den neuen Sitzflächen auf Federkörbe zu verzichten und den Aufbau komplett aus Schaumstoff zu gestalten. Dazu wählten wir eine Stärke von 6 cm, um dem Stuhl eine feste, langlebige und dennoch bequeme Polsterung zu verleihen. Der Schaumstoff wurde zunächst grob zugeschnitten und nach der Befestigung an der Sitzfläche passgenau abgeschnitten. Weil der Schaumstoff relativ rau ist, wurde noch eine dünne Lage Polstervlies darüber gespannt. Da es zwischen Bezugstoff und Schaumstoff zu elektrostatischer Aufladung kommt, schützt dieses Vlies den Stoff von innen vor Reibung und Abnutzung, damit dieser nicht so schnell kaputtgeht.

Zum Schluss ging es an die Auswahl, das Zuschneiden und Nähen der Stoffe. Zwei Stühle wurden mit Stoffen der Marke Designers Guild bezogen, ein Stuhl erhielt einen Stoff in Zebra-Optik und ein Stuhl wurde mit einem pinken Polster versehen. Wie bei jeder Polsterarbeit spielte auch hier die Erfahrung beim Aufbringen der Stoffe eine große Rolle. Eine einheitliche Fadenführung bei Sitzfläche und Rückenpolster sowie eine gleichmäßige Fortführung der Muster und das saubere Annähen der Seitenteile führen dazu, dass die Stühle optisch als harmonisch wahrgenommen werden.

Abschließend wurden sämtliche Sitzpolster und Rückenflächen mit Ziernägeln versehen. Diese aufwendige Arbeit besteht aus dem Einschlagen der kleine, abgerundeten Nägel in regelmäßigen Abständen und auf einer geraden oder – wie im Fall der Rückenlehne – geschwungenen Linie. Insbesondere bei solch harten Hölzern, wie z.B. Buche, die für Sitzmöbel gerne verwendet werden, ist das Einschlagen keine leichte Arbeit. Und auch dieser Schritt erfordert viel Erfahrung, eine ruhige Hand und absolute Präzision.

Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die vier Stühle sind zu echten Unikaten geworden, die die Optik der alten Stuhlrahmen perfekt mit den modernen Stoffen kombiniert.